Rückblick: Vortrag zur Palliativversorgung mit Frau Dr. Barbara Schubert

Am 20. Oktober 2025 durften wir in unserer Selbsthilfegruppe einen ganz besonderen Gast begrüßen: Frau Dr. med. Barbara Schubert, Mitgründerin des JOSUA Palliativzentrums und ehemalige Chefärztin des St. Josephstift Dresden, hielt einen bewegenden und hochinformativen Vortrag zur Palliativversorgung.

Die Veranstaltung fand im Konferenzsaal des Diözesan-Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen auf der Magdeburger Straße 33 statt. Unser herzlicher Dank gilt Herrn Mager, Vorstandsmitglied des Verbandes, für die großzügige Bereitstellung der Räumlichkeiten.

Vortrag zur Palliativversorgung
Gemeinsam für mehr Lebensqualität – die Jupar-Selbsthilfegruppe mit Frau Dr. Schubert © 2025 by jupar-dresden.de

Was ist Palliativmedizin?

Frau Dr. Schubert eröffnete mit einer grundlegenden Definition der Palliativmedizin nach WHO und DGP:

  • Sie ist ein aktiver, ganzheitlicher Behandlungsansatz für Menschen mit fortgeschrittener, nicht heilbarer Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung.
  • Ziel ist die Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen sowie die Unterstützung in psychologischen, sozialen und spirituellen Belangen.
  • Palliativmedizin bejaht das Leben, erkennt das Sterben als natürlichen Prozess an und strebt keine Lebensverlängerung um jeden Preis an.

Die Perspektive der Betroffenen

Anhand aktueller Umfragedaten des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands wurde deutlich:

  • 50 % der Befragten möchten zu Hause sterben, doch nur 34 % erleben dies tatsächlich.
  • Die Wahrnehmung eines würdevollen Sterbens ist zu Hause mit 84 % am höchsten, im Krankenhaus mit 73 % und im Pflegeheim mit 67 %.

Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen, individuellen Planung und Begleitung.

Phasen und Ziele der Palliativversorgung

Frau Dr. Schubert erläuterte die vier Phasen der letzten Lebenszeit:

PhaseDauerZiel
RehabilitationsphaseMonate bis JahreTeilhabe am Alltag ermöglichen
PräterminalphaseWochen bis MonateLebensqualität erhalten
TerminalphaseTage bis WochenVorbereitung auf das Sterben
SterbephaseLetzte TageWürdevolle Begleitung

Indikatoren für Palliativbedarf

Typische Auslöser für eine palliative Begleitung sind:

  • Therapieresistenz oder Ablehnung kurativer Maßnahmen
  • Häufige Dekompensation trotz Standardtherapie (z. B. bei COPD, Herzinsuffizienz)
  • Lebenslimitierende Komplikationen (z. B. Dysphagie bei Parkinson)
  • Funktionelle Einschränkungen durch Multimorbidität oder hohes Alter

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)

Ein zentrales Thema war die SAPV nach § 37b SGB V:

  • Sie wird ärztlich verordnet (Formular 63) und von der Krankenkasse genehmigt.
  • Sie umfasst Beratung, Koordination und medizinisch-pflegerische Versorgung durch ein interdisziplinäres Team.
  • Besonders wichtig bei komplexem Symptomgeschehen wie therapierefraktären Schmerzen, Luftnot oder neurologischen Beschwerden.

Notfallvorsorge und Patientenwille

Ein weiterer Schwerpunkt war der sogenannte Notfallbogen:

  • Ergänzt die Patientenverfügung in akuten Situationen.
  • Legt fest, ob lebensverlängernde Maßnahmen gewünscht sind oder nicht.
  • Vermeidet unnötige Krankenhausaufenthalte entgegen dem Patientenwillen.

Letzte Hilfe – Wissen für Laien

Abschließend stellte Frau Dr. Schubert das Konzept der „Letzten Hilfe Kurse“ vor:

  • Vier Module: Sterben als Teil des Lebens, Vorsorge, Linderung, Abschied.
  • Kompaktkurs für Angehörige, Nachbarschaft und Interessierte.
  • Ziel: Basiswissen und Handlungsfähigkeit im Umgang mit Sterben und Tod.

Unser Fazit

Der Vortrag war nicht nur fachlich fundiert, sondern auch zutiefst menschlich. Frau Dr. Schubert vermittelte eindrucksvoll, dass Palliativversorgung weit mehr ist als Medizin – sie ist eine Haltung, die Leben bis zuletzt begleitet und würdigt.

Wir danken Frau Dr. Schubert für ihre Zeit, ihr Engagement und ihre inspirierenden Worte. Ebenso danken wir dem Caritasverband für die Unterstützung und allen Teilnehmenden für ihr Interesse und ihre Offenheit.

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